Gemeinschaft in Vielfalt statt Normierung
Ein Essay über die Evolution sozialer Räume
Von Felix Schmidt, Laura Lösch und Carolin Gaiser
23. Oktober 2025
Stellt euch eine Gemeinschaft vor, die nicht versucht, alle auf eine Linie zu bringen. Eine Gemeinschaft, die nicht fragt: "Wie können wir uns alle einigen?" Sondern: "Wie können wir unterschiedliche Bedürfnisse leben?" Das ist keine Utopie. Das ist das Grundprinzip von Tribe Starter, einem Spin-off der We Space Gemeinschaft mit diesem innovativen Ansatz.
Der fundamentale Unterschied: Normierung versus Vielfalt
Was macht normierende Gemeinschaften aus? In einer Demokratie wählen wir Vertreter. Diese vertreten die Interessen der Mehrheit. Das klingt fair. Aber: Die Minderheit muss sich den Wünschen der Mehrheit fügen.
In der Soziokratie geht es einen Schritt weiter. Hier suchen alle einen gemeinsamen Konsens. Jedes Individuum bekommt ein Vetorecht und hat so erheblichen Einfluss. Doch dieser Einfluss hat auch einen Preis: hoher Aufwand bei der Konsensbildung für Alle und hohe Anforderungen an die Veto Begründung.
Beide Systeme zielen auf dasselbe ab: ein verbindliches Regelsystem für alle und Normierung des Verhaltens durch Konsens. Jeder muss sich an gemeinsame Spielregeln halten. Jeder muss Kompromisse eingehen. Jeder muss ein Stück Individualität opfern.
Tribe Starter geht einen anderen Weg: von Beginn an setzen wir auf die Entfaltung von Vielfalt durch Zellbildung und Zellteilung. Statt ein Regelwerk für Alle zu schaffen, streben wir viele kleine Gruppen mit individuellen Regeln an. Diese Gruppen gestalten ihre Teilnehmerschaft selbst. Sie bestimmen ihre Regeln selbständig. Sie können ihr Regelsystem jederzeit ändern und weiterentwickeln.
Was ermöglicht das? Menschen mit völlig unterschiedlichen Lebensvorstellung können sich in eine größere Gemeinschaft integrieren, ohne sich einigen zu müssen. Das ist neu. In kleinen Gruppen finden dann jeweils zueinander passende Menschen zusammen. Menschen mit ähnlichen Energieressourcen, mit ähnlichen Prozessanforderungen. Daraus entsteht ein vielzelliger Organismus, der ein Vielfaches des Integrationsvermögens von klassischen Gemeinschaftsform en hat.
Unterscheidung von Gruppen und Events
Elementar bei der Tribe Starter Gemeinschaft ist es, dass klar zwischen Gruppen und Events unterschieden wird. Serienevents werden von autonomen Anbietern angeboten, bedürfen zur Annahme der Teilnahme k aum Abstimmung und sind reibungsarm. Encountergruppen dagegen, in denen sich die Teilnehmer über Regeln einigen müssen, sind klein. Klein genug, damit jeder jeden intensiv empathisch erleben kann, um alle wichtige Bedürfnisse der Gruppenmitglieder auflösen zu können. Regeländerungen finden primär über empathischen Kontakt statt, ganzheitlich und nicht über den Verstand, oder über Macht. Außerdem entstehen (Encounter)-Gruppen erst recht spät im Umfeld von Serienevents und rund um ein bereits in der Realität bewährtes DNA Regelangebot anderer Encountergruppen. So entstehen stimmige Konstellationen von Mitgliedern, da sie ausreichend Zeit zur Gruppenbildung haben. Mitgliederkompatibilität und Akzeptanz der Regeln greifen hier ganzheitlich ineinander. Tatsächlich kann im Idealfall eine Encounter DNA so leistungsfähig sein, dass sie die Reibung der Mitglieder langfristig auf e inem Minimum halten kann.
Eine spannende Analogie aus der Biologie zeigt, dass aus demselben Grund beispielsweise Farne so erfolgreich sind. Ihre DNA hat sich über 400 Millionen Jahre bewährt und ist seitdem fast unverändert. Alle Gene greifen ganzheitlich ineinander. Kein Gen ist hier zu viel und keines zu wenig.
Die Vor- und Nachteile eines lebenden Systems
Ein wichtiger Vorteil ist die nachhaltige Entfaltung der Gesamtgemeinschaft. Ein ebenso wichtiger Vorteil ist die stark individualisierten Regeln für das Individuum. Die Lebensumwelt passt sich den Menschen an. Nicht umgek ehrt. Das führt zu einer hohen Passung von Individuum und Gruppe. Zu einem Gefühl von: "Hier bin ich richtig." "Hier kann ich leben, was mir wichtig ist."
Encountergruppen basieren auf direkter, physischer Begegnung. Diese findet regelmäßig s tatt und wächst über lange Zeit. Die Teilnehmer vertrauen sich regelmäßig an. Wie fühle ich mich? Wie denke ich? Was brauche ich? Was stresst mich? Was triggert mich?
Durch authentische Nähe entwickeln sich tiefe Freundschaften. Es ist eine Intimität, die oft über normale Freundschaften hinausgeht. Eine Intimität des Gesehen-Werdens und des Sehens.
Doch es gibt auch eine Kehrseite. Kleine Gruppen entwickeln schnell starke Identifikation. Sie bilden intensive Zugehörigkeitsgefühle. Aber durch die Zellteilungsdynamik gibt es keinen absoluten Anspruch auf Zugehörigkeit. Dieser Anspruch hängt von der Passung zur Gruppe ab und damit auch von zwangsläufigen Veränderungen der Gruppe oder des Individuums. Ähnlich wie bei einer Partnerschaft. Alle müssen freiwillig in Verbindung gehen - niemand kann gezwungen werden. Tatsächlich entsteht hier ein für alle gesunder Anpassungsdruck, die Individualität wird mit den Gruppeninteressen balanciert. Um nicht aus der Gruppe zu fallen, entsteht ein Anpassungsdruck, sich auf andere Menschen oder verbindende Regeln einzulassen, auch wenn das persönliche Energie kostet. Der verlockenden Möglichkeit, einfach nur von anderen zu nehmen, ohne auch zurückzugeben, ist hier eine natürliche Grenze gesetzt. DNA basierte Gruppen fußen wie natürliche Lebewesen auf energetischen Gesetzen.
Die unvermeidliche Dynamik der Zellteilung
Encountergruppen sind nicht absolut geschlossen. Gäste bringen Auflockerung und eine gewisse Offenheit. In der Gruppenentwicklung ist eines sicher: in Gruppen entstehen auf Dauer Spannungen. Auch und gerade, wenn jedes Individuum Zuwendung und Aufmerksamkeit einbringt. Die unterschiedlichen Persönlichkeitsentwicklungen führen zwangsläufig zum Auseinanderlaufen von Interessen und Bedürfnissen und damit zu Spannungen. Bis zum Zerreißen der Einheit. Auch das ist ein natürlicher Gruppenprozess.
Spannungen testen fast zwangsläufig irgendwann die Stabilität der Gruppe. Dann wird es oft einfacher, einen Konflikt durch Zellteilung zu überwinden, statt durch noch mehr Normierung, durch Regelfindung oder Kompromisse. Solche Normierungsprozesse sind langwierig und manchmal unmöglich. Sie können die Gruppe lähmen und damit die energetische Basis für alle Mitglieder und alle Prozesse.
Neben Zellteilung gibt es auch die Möglichkeit, dass die Mut terzelle bestehen bleibt, während sie neue Tochterzellen quasi mit einer Geburt in die Welt setzt. Das bietet Raum für Brutpflege und damit ein harmonisches Wachstum. Diese Art Entfaltung ist eher von Wachstum durch die hohe Integration von Gästen motiviert, als durch innere Konflikte. Zellteilung ist für die Gruppe stressiger als Geburten, denn über Zellteilung werden auch innere Konflikte balanciert, bei Geburten findet dagegen Integration von neuen Mitgliedern statt.
Was ist der langfristige Effekt von Zellteilung? Zueinander passende Menschen finden sich. Menschen mit ähnlichen Möglichkeiten, mit ähnlichen Bedürfnissen. Sie bilden stabile, harmonische Gruppen und durchlaufen Teilungsprozesse - nicht als Scheitern, sondern als natürliche Evolution. In dem Bewusstsein, ein lebendiges und sich ständig entwickelndes Beziehungssystem zu sein. So schön und wichti g es ist, stabile Beziehungen zu haben, so real sind auch die Veränderungen von Beziehungen im Leben.
In einer auf Vielfalt ausgerichteten Gemeinschaft steht fast allen die Tür offen. Aber: Die Zugehörigkeit zu einer konkreten Gruppe ist wie im richtigen Leben nie wirklich sicher. Deshalb macht es für ein Individuum Sinn, Teil von mehreren Gruppen zu sein. Das schafft Sicherheit und eine gesunde Basis für Entwicklung. In diesem Spannungsfeld bewegt sich die gesamte Gemeinschaft. Beziehung und Entwicklung befinden sich in einem ständigen gegenseitigen Auflösungs- und Stabilisierungsprozess.
Eine spannende Erkenntnis: Je vielzelliger eine Gemeinschaft wird, umso höher wird ihr Potenzial zur Integration, und desto besser kann sie Konflikte bewältigen. Innere Konflikte von Gruppen werden über die Zellteilung von Generation zu Generation zu Entwicklungspotenzial transformiert.
Die biologische Analogie
Das Prinzip ist an die Biologie angelehnt. Das ist kein Zufall. Biologie ist unglaublich erfolgreich und ein gutes Vorbild für organisches, menschliches Miteinander. So hat auch jede Gruppe eine DNA. Ein Regelset, das sie selbst verwaltet und das ihre Identitä t definiert. Jede Gruppe hat eine Zellwand, durch die entscheidbar ist, wer Teil der Gruppe ist. Und jede Zelle kann sich teilen, wenn die inneren Spannungen zu hoch werden. Vor allem, wenn dies energetisch lohnenswerter ist, statt über Normierung die Konflikte zu bewältigen.
Diese Analogie ist nicht nur poetisch gemeint. Sie beschreibt präzise, wie das System tatsächlich funktioniert. Wie in der Natur ist die DNA der Schlüssel zur Identität und Kontinuität. Wie in der Natur ist die Zellwand die Grenze zwischen innen und außen. Zwischen Selbst und Nicht-Selbst. Wie in der Natur ist die Zellteilung der Mechanismus des Wachstums und der Anpassung. Leben ist Wachstum. Organismen, die sich nicht verändern und entwickeln, gibt es nicht und gab es nie - zu natürlichem, organischem Wachstum gibt es keine Alternative.
Die Geschichte: 17 Jahre Evolution in München
Wie ist dieses System entstanden? Die We Space Stadtgemeinschaft in München hat von 2006 bis 2023 mehrere tausend Menschen berührt und teilweise integriert. Immer wieder mussten die Interessen von offenen und geschlossenen Gruppen jongliert werden. Immer wieder musste implizit Regelfindung betrieben werden, um stabile Gruppen zu etablieren, um Prozesse aufrechtzuerhalten. Immer wieder war Innovation und Veränderung notwendig, damit Prozesse weiterhin lebendig bleiben.
In diesem Umfeld und Spannungsfeld haben sich über die Jahre hinweg Tausende von Menschen bewegt. Durch die räumliche Verteilung über den Großraum München war eine Schließung einer Gruppe nicht möglich, anders als z.B bei einer klassischen Ökodorf-Gemeinschaft. Ein verbindlicher Normierungsprozess für alle war nicht explizit angestrebt und ist nicht entstanden.
Stattdessen war die Dynamik geprägt von einzelnen Personen, von starken Impulsgebern. Von Menschen, die initiativ Begegnungsräume angeboten haben. Vor allem in Form von Großgruppenevents, Workshop-Wochenenden und von Impulsgebern, die Encountergruppen gegründet haben.
Das Initiativeprinzip
Daraus hat sich das Kernstück der Kultur, das Initiativeprinzip entwickelt. Das Initiativeprinzip besagt: Diejenigen, die persönliche Energie in Begegnungsangebote investieren, haben e rheblichen Spielraum bei der Regelgestaltung, im Rahmen der Annahme ihrer Angebote. Sie gestalten die Rahmenbedingungen. Und wenn ihre Angebote angenommen werden, finden die Gruppenprozesse statt. Ohne Rechtfertigungspflicht gegenüber anderen Mitgliedern. Eventueller Kritik ist der Anbieter natürlich ausgesetzt, als produktiver Rückkopplungsmechanismus zwischen Anbieter und Teilnehmer. Beispielsweise kann mehr Prozesstransparenz aus Sicherheitsgründen eingefordert werden, oder auf eventuelle Rechtsverletzungen hingewiesen werden.
In diesem fruchtbaren Umfeld entwickelten sich verfeinerte Prozessstrukturen. Über die Jahre baute sich viel Erfahrung auf: Wie gestaltet man in solchen offenen Begegnungssystemen erfolgreich soziale Räume?
Von Beginn an war die Entfaltung einer offenen Gemeinschaft Teil des Programms. Diese Entfaltung ist Teil der Vision und der Ausrichtung. Doch erst 2023, 17 Jahre nach der Gründung, entstehen nach vielem Trial-and-Error belastbare Strukturen, die für nachhaltige Entfaltung sorge n können. Deshalb gründeten wir 2023 den Tribe Starter als Teil von We Space, mit einem neuen, DNA basierten Entfaltungsansatz.
Die Startbedingungen des Lebens
Besonders bemerkenswert sind die notwendigen Startbedingungen einer solchen Evolution. Es braucht nur eine kleine Anzahl hocheffizienter und resilienter Gruppen, die sich schneller teilen als sie zerfallen. Dann erlebt dieser Prozess einen Take-off.
Das mehrzellige Leben ist über die Urzelle genau so entstanden. In dem Moment, als eine Urzelle entstand, die sich schneller teilen konnte als sie zerfiel, wurde ein Schalter umgelegt und die biologische Evolution gestartet. Irreversibel. Von dort aus war sie nicht mehr zu stoppen.
Wenn man heute versuchen würde, alles Leben auf der Erde zu vernichten, wäre der Mensch dazu nicht in der Lage. Bakterielles Leben ist viel zu resilient. Zu weit gestreut. Zu divers. Nicht mal der Mensch hat die Macht, es auszurotten. Das zeigt, wie beharrlich das Prinzip DNA, Zellwand und Zellteilung ist. Und wie drastisch dessen Resilienz werden kann, wenn es einmal weit verbreitet ist.
Warum das für uns relevant ist
Die soziale, globale Entfaltung eines solchen Systems ist für uns spannend. Warum? Diejenigen, die an dem Prozess teilgenommen haben, berichten fast durchgängig: die Teilhabe ist wertvoll. Wertschöpfend. Wohltuend. Diese Wertschätzung des Erlebten ist stark individualisiert und dabei erstaunlich vielfältig.
Besonders hoch ist die Wertschöpfung, wenn die Passung der Menschen, mit denen man besonders nahe kommt, stimmig ist und wenn die Begegnung intensiv ist. Also dann, wenn die Gruppe harmonisch ist und die Reibung durch Konflikte gering. Darauf zielt der gesamte Prozess ab: über Zellteilung, DNA-Differenzierung und Zellwandfunktion.
Die Vision: Eine irreversible soziale Evolution
Wir stehen damit möglicherweise an einer wichtigen Schwelle zu einem irreversiblen, sozialen Entfaltungsprozess. Ein Prozess, der sich autonom ausbreiten könnte und nach und nach alle Städte erfasst. Und in der Folge sogar alle Länder und alle Kontinente.
Wenn ein System, eine Urzelle entsteht, die sich schneller teilt als sie zerfällt, dann tendieren diese Systeme zur Ausbreitung. Sie nehmen dann nach und nach den gesamten, ihnen verfügbaren Lebensraum ein und vollziehen eine Evolution der Differenzierung. Das ist das Prinzip Leben - die Biosphäre der Erde, die Summe allen Lebens.
Konkret bedeutet das: In anderen Städten könnten ähnliche DNA Prozessstrukturen wie in München entstehen. Diese Entwicklung startet bereits jetzt, so z.B. in Berlin und in anderen deutschen Städten. Von hier kann die Eigendynamik Momentum aufnehmen und irgendwann auf andere Länder und Kontinente überspringen.
Ein visionärer Ausblick
Aus unserer Sicht stehen wir kurz davor, eine Kultur von DNA basierten Gemeinschaftsprozessen zur Entfaltung zu bringen. Über Zellbildung entstehen auf Vielfalt ausgerichtete Prozesse.
Es braucht nur noch wenige Innovationen, um den Resilienzwert der Encountergruppen zu verbessern, um den Entfaltungswert noch weiter zu steigern. Mit dem Ziel, dass diese Prozesse sich tatsächlich irreversibel entfalten können. Im Prinzip trägt die Kultur bereits alles in sich, was für eine nachhaltig globale Entfaltung benötigt wird.
Was es jetzt noch braucht, sind kleine Impulse. Eine Innovation hier, eine Wirkungssteigerung dort oder eine Formatinnovation da. Aber vor allem ein Anwachsen des Vertrauens in die DNA Kultur von innen. Und auch größere Aufmerksamkeit im Äußeren. Sodass die Erfolge dieser sozialen Prozesse für Außenstehende sichtbar werden und diese neugierig machen. Interessenten und Gäste können weiter eingeladen werden in dieses soziale System. Und einige davon verankern sich und werden selbst Teil dieses sozialen Prozesses.
Die konkreten nächsten Schritte
Im Kern bedeutet das: Es werden mehr Encountergruppen gegründet. Diese Encountergruppen sollten von Beginn an klar auf eine teilungsfähige DNA ausgerichtet sein. Und vor allem sollte die DNA die Macht bekommen, über lange Zeiträume die Arterhaltung, also in diesem Fall bestimmte Typen von Gruppenprozessen, zu schützen. Als würde die DNA sagen, wenn du dich verpflichtest, dich langfristig für die Anforderungen des Gruppenprozesses einzusetzen, gebe ich dir ab sofort und vorab alle Vorteile, die daraus für dich erwachsen. So ähnlich wie ich in ein Haus, das mit Kredit finanziert wurde, direkt einziehen kann. Geben und Nehmen muss für alle Mitglieder auf Dauer im Gleichgewicht balanciert werden.
Und auch ist es ganz natürlich, dass ein Individuum zunächst einmal auf die eigenen Bedürfnisse und Vorteile schaut, bevor die Identifikation mit einem Wir einsetzt. Und es ist ganz natürlich, dass auch im Verlauf einzelne Teilnehmer immer wieder zuerst für sich sorgen und der Gruppe Destabilisierungsimpulse zumuten. Einerseits schützen sie ihre Autonomie, aber andererseits schädigen sie damit das nachhaltige Schutz- und Entfaltungsinteresse der Gruppe. Deshalb braucht es eine DNA mit echter Autorität. Ein Text, der von allen Mitgliedern ernst genommen wird und tatsächlich gelebt wird. Und der von jedem Einzelnen aktiv geschützt wird. Diese DNA muss im Zentrum der Identifikation der Gruppe stehen, gleichbedeutend mit dem Wir.
Um der Idee einer DNA so viel Macht zu verleihen, braucht es Vertrauen. Reichweite und Momentum. Bisher ist das alles noch ein zartes Pflänzchen. Eigentlich nur erlebbar bei einem Tribe Starter Workshop-Wochenende. Dort spürt man die Energie, die von einer DNA ausgehen kann. Und man bekommt einen Grund, seine Aufmerksamkeit auf die Basis zu richten. Denn die DNA beschreibt den Prozess und stellt ihn her. Erst sie ermöglicht diese Erlebniswelt.
Die Zeitdimension
Globales Entfalten von sozialen Prozessen benötigt viel Zeit. Die biologische Evolution hat dreieinhalb Milliarden Jahre gebraucht, von der Urzelle bis zu uns. Wir rechnen mit mehreren Jahrzehnten Entwicklungsdauer, bis diese Kultur tatsächlich den letzten Winkel unseres Planeten erreicht. Aber wir sind zuversichtlich, dass das wirklich passieren kann, dass wir hier und jetzt diesen Prozess anstoßen können. Aus mehreren Gründen.
Warum wir an diese Vision glauben
Resiliente, entfaltungsorientierte Zellen, die sich schneller teilen als sie zerfallen, haben die Tendenz zur Ausbreitung. Das ist die theoretische Basis. Nackte Fakten der Biologie. Alles bis ins Detail erforscht und verstanden. Das gibt uns Zuversicht.
Was jedoch noch viel stärker wiegt: Der von uns persönlich erlebte enorme innere Mehrwert. Der Mehrwert der Teilhabe an einem solchen Prozess, den auch viele unserer Freunde erleben. Und hier wird Energetik relevant. Denn der Aufwand, die Kosten sind minimal im Verhältnis zum entstehenden Mehrwert. Die Teilhabe ist energetisch extrem lohnenswert. Eine Encountergruppe zu starten ist mit wenig Aufwand zu machen und der dadurch erlebte Mehrwert ist derart hoch, so als würde man mit einem Tageslohn eine Weltreise bezahlen können. Es ist schwer zu glauben, wenn man es nicht selbst erlebt hat. Deshalb: probiert es aus!
Und weiter. Der Mensch ist ein soziales Wesen. Er benötigt Zugehörigkeit wie Wasser und Luft. In den letzten Jahrzehnten hat die Familie ihren Stellenwert als Haupthersteller von Zugehörigkeit verloren. Auch das Christentum hat seine Rolle als sozialer Integrator weitgehend eingebüßt.
Das heißt, gerade in kapitalistischen Hochburgen wie München, hat sich ein massiver Bedarf nach Zugehörigkeit aufgebaut, nach Identifikation mit einem Wir. Gleichzeitig haben sich die Freiheiten und die Macht des Individuums drastisch erweitert.
Das explosive Gemisch und der Funken
Auf der einen Seite steht das zentrale Bedürfnis nach Zugehörigkeit. Auf der anderen eine riesige Gestaltungsfreiheit des freien Individuums. In diesem Spannungsfeld erscheinen jetzt die neuen DNA Werkzeuge - die Tribe Starter Kultur. Mit Zellteilung, DNA und Zellwand. Das ergibt ein fast explosives Gemisch.
Was uns überzeugt: Menschen tragen fast alle eine große Sehnsucht in sich nach Verbundenheit und Zugehörigkeit. Sie besitzen große Freiheiten. Sie haben Macht über ihr privates Leben und wie sie ihre Zeit gestalten wollen, ihre Aufmerksamkeit, ihr Handeln. Es braucht jetzt nur noch einen Anlass. Einen Funken. Der es ihnen ermöglicht, diese Verbundenheit herzustellen. Für sich selbst.
Dieser Anlass besteht bereits. Er ist nur noch nicht weit genug kommuniziert. Noch nicht breit, überall und immerzu erfahrbar. Noch nicht voll ausgereift, sodass er alle erreicht.
Ein Aufruf
Deshalb hier der Aufruf. An alle, die wir nicht nur theoretisch, sondern auch emotional erreichen mit diesem Text:
Wenn ihr den Wert von Verbundenheit und Zugehörigkeit innerhalb von We Space erlebt habt, interessiert euch dafür, diese Verbundenheit langfristig zu sichern. Nehmt Einfluss auf diese Form von Kultur. Fangt selbst an, DNA Texte zu lesen und zu schreiben. Bietet Begegnungsräume über DNA an. Fangt selbst an, Zellwände zu regulieren. Zugehörigkeit zu gestalten. Grenzfälle von Zellteilung und Zugehörigkeit für euch zu definieren.
Erschließt euch diesen Prozess so, dass ihr auf Dauer eure große Familie aufbaut. Eure Gemeinschaft, in der ihr leben wollt.
Helft mit, diese Vision in die Welt zu bringen. Ladet eure Freunde ein. Schenkt euer Vertrauen Menschen, die euch gut tun. Packt mit an. Für euch selbst. Werdet initiativ. Lebt das Initiativeprinzip. Macht es zu eurem neuen Hauptwerkzeug. Erschließt euch diese wunderbare Welt für euch selbst. Nutzt die Werkzeuge, die bereits da sind und entwickelt sie weiter.
Wir freuen uns auf eine globale Zukunft in Verbundenheit, Vielfalt und Zugehörigkeit.
Carolin Gaiser, Laura Lösch und Felix Schmidt
Spotify Podcast - Vision Vielfalt