Encounter-Formate(▶️Video)
Encounterformate sind mit das wichtigste Werkzeug von Encountergruppen. Wir haben hier einmal die wichtigsten Formate zusammengefasst.
Ihr könnt euch die Formatsammlung auf Spotify ▶️ vorlesen lassen (15Min).
Erzählrunde mit Feedback
(▶️Video) Das ist unser Encounter-Klassiker. Jede Teilnehmerin der Gruppe bekommt die Möglichkeit, für einen vorher grob vereinbarten Zeitraum frei und ohne Unterbrechung von ihrer Gefühlswelt der jüngeren Vergangenheit zu erzählen. Im Anschluss gibt es für alle Teilnehmer die Möglichkeit, Feedback zu geben. Das Feedback orientiert sich an emotionaler Resonanz.
Lebensgeschichten
(▶️Video) Ein wunderschönes und tiefgehendes Format ist das Format Lebensgeschichten, dass sich besonders für Neueinsteiger und unerfahrene Encounter Teilnehmer eignet. Hier wird vorher eine gewisse Zeit vereinbart, in der dann entweder die gesamte Lebensgeschichte erzählt wird, wenn man viel Zeit hat oder Schlaglichter auf wichtige Episoden der eigenen Lebensgeschichte geworfen werden, wenn man weniger Zeit zur Verfügung hat. Wichtig dabei ist es, dass nicht einfach aus dem Nähkästchen geplaudert wird, sondern dass man vorher versucht ein Thema zu finden, das vor der Gruppe zu erzählen, eine gewisse Herausforderung darstellt. Die Lebensgeschichten können auch direkt nach einem Check-in als Aktivierungsformat der Gruppe eingesetzt werden. Denn wenn jeder Teilnehmer der Gruppe ein Schlaglicht auf seine Lebensgeschichte teilt, sodass jeder jeden einmal erlebt hat, dann besteht für die weitere Session schon ein gutes Fundament zur Öffnung und Vertrauensvertiefung.
Anliegen
(▶️Video) Im Vorfeld der Session erfragt eine Teilnehmerin die gebündelte Aufmerksamkeit der Gruppe, um dann eine Weile im Fokus mit einem konkreten Anliegen zu stehen. Ein Anliegen kann alles sein, muss aber, wie das Wort nahelegt, etwas für die Person sehr zentrales sein, z. B. ein Konflikt, ein extremes Erlebnis, eine brennende Frage oder Ähnliches. Häufig haben diese persönlichen Anliegen eine erhöhte Dringlichkeit und sind von starken Emotionen begleitet. Die Aufmerksamkeit der Gruppe ist eine wertvolle und knappe Ressource und sollte verantwortungsvoll beansprucht werden. Sich vor der Gruppe zu öffnen und sich authentisch zu zeigen, ist ein Geschenk an die Gruppe.
Anliegen mit entkoppeltem Feedback
(▶️Video) Die Basis bildet das “Anliegen” Format, dieses wird jedoch erweitert. Nach der Schilderung des Anliegens geht die Erzählende (Anna) aus der Gruppe heraus, wendet ihren Blick ab, bleibt jedoch nahe genug, um der Gruppe weiter zuhören zu können. Die Gruppe unterhält sich jetzt weiter, so als wäre Anna nicht dabei und fokussiert dabei auf das, was während Annas Erzählung emotional resoniert hat. Anna hört dabei passiv zu, ohne einzugreifen. Nach einer Weile wird Anna wieder zurück in die Gruppe geholt und teilt ihre Erlebnisse, die sie beim Zuhören hatte. Danach gibt es noch eine Feedback- und Abschlussrunde.
Heißer Stuhl
(▶️Video) Eine Teilnehmerin (Anna) setzt sich freiwillig auf den heißen Stuhl. Die restlichen Teilnehmer setzen sich im Halbkreis davor. Räumlich eine Art Bühnensituation herzustellen, verstärkt die Intensität des Formates. Dann entscheidet sich Anna für ein Thema, zu dem sie Fragen beantworten möchte und das sie als besonders herausfordernd für sich einschätzt. Wenn sich die Teilnehmer gut kennen, kann dieser Schritt auch ausgelassen werden, da die Fragenden automatisch eine Vermutung haben, was spannende/brenzlige Themen für Anna sein könnten. Anna stellt sich einer selbst gewählten Herausforderung und beantwortet selbstverantwortlich die Fragen der Teilnehmer, während sie auf ihre eigenen Grenzen achtet. Die Teilnehmer stellen Anna dann schnell aufeinanderfolgende Fragen nach dem Popcorn-Prinzip und können den Erzählfluss von Anna jederzeit mit einem “Danke” stoppen, wenn ihnen die Ausführung von Anna beginnt, zu detailliert zu erscheinen oder sich von den spannenden Punkten entfernen zu scheint. Die Teilnehmer haben die Aufgabe, mit einer schnellen, kreativen Fragesequenz Anna herauszufordern und davon abzuhalten, sich in ausschweifenden Monologen zu verheddern. Achtsamkeit aller Teilnehmer ist besonders wichtig, um emotionalen Verletzungen vorzubeugen.
Spiegeln
(▶️Video) Eine Teilnehmerin (Anna) möchte gern von den anderen Teilnehmern gespiegelt werden und lädt, die Gruppe ein, ihr zu erzählen, wie sie ganzheitlich auf die anderen Teilnehmer wirkt. Das visuelle Erscheinungsbild, ihr generelles Verhalten oder ihre Haltung, alles kann hier zum Thema werden. Dabei kann Anna sich entscheiden, ob sie sich lediglich positiv spiegeln lassen oder auch konstruktiv und damit auch Raum für Kritik zulassen möchte. Konstruktiv heißt hier jedoch nicht negativ oder gar destruktiv und für manche Annas ist gerade das positive Spiegeln besonders schwierig. Alles sollte grundsätzlich in einem wohlwollenden Rahmen stattfinden. Auch hier gilt wieder, dass Anna in Selbstverantwortung geht und ihre eigenen Grenzen setzt und wahrt und dass die Gruppe mit erhöhter Achtsamkeit versucht, potenzialorientiert zu agieren und dabei emotionale Verletzungen zu vermeiden. Generell gilt, dass das konstruktive Spiegeln oft als deutlich herausfordernder wahrgenommen wird als das positive Spiegeln.
Relation Challenge
(▶️Video) Es ist für eine Gruppe herausfordernd und unglaublich wertvoll, transparent zu machen, wie das innere Erleben bezüglich der Anderen gerade in der Gruppe ist. Das Format bietet den Teilnehmern Raum zur Selbst-Demaskierung und legt Spannungen, Sehnsüchte, Unausgesprochenes, Sympathien und Antipathien offen und bringt die Gruppe druckvoll in Intensität, Lebendigkeit und Authentizität. In diesem Format offenbaren sich die Teilnehmer in Form von spontanen Selbstoffenbarungen, wie sie im Moment zueinander stehen. Je offener und ehrlicher das gelingt, desto dynamischer wird der Prozess. Es ist eine Kombination aus „ehrlichen Mitteilen“ und „Beziehungsklärung“. Dabei gibt es ein paar Regeln. Man muss sich entscheiden, aktiv dabei zu sein und sich dabei ganz bewusst auch auf negative Gefühle einlassen. Das Aussprechen von kritischem Feedback macht den Gruppenprozess dynamischer und authentischer. Wir wollen versuchen, so weit wie möglich in Ich-Botschaften zu sprechen und dabei wohlwollend zuzuhören. Und das Wichtigste, wenn wir uns einmal getroffen fühlen, wollen wir versuchen, uns abzugrenzen und nicht mit Schuldzuweisungen zu reagieren und in unser inneres Erleben hinein zu spüren und es transparent zu machen. Fühlt sich ein Teilnehmer trotz explizit eingeladener kritischer Botschaften persönlich verletzt, versuchen wir aufkommende Reaktionsmuster einer Opfer-Täter-Dynamik zu dämpfen, um stattdessen den voneinander entkoppelten Gefühlen der beiden Teilnehmer Raum zu geben und diese genauer zu beleuchten. Oftmals offenbaren sich gerade hier wertvolle Einblicke in unbewusste Projektionen und Triggerpunkte, die später als Anliegen weiter bearbeitet werden können. Dieses Format bietet verschiedene Varianten. Man kann initiativ anderen ein Feedback geben, es ist aber genauso möglich anderen einzuladen einem selbst Feedback zu geben. Dann ist es möglich, dass einzelne einzelnen Feedback geben, aber es ist auch möglich, dass ein Teilnehmer allen anderen Teilnehmern der Gruppe Feedback gibt oder sogar alle, allen Teilnehmern Feedback geben. Die Relation Challenge ( Rallenge ) bringt die Gruppe an ihre Grenzen und ist nur bei einem gewissen Erfahrungslevel der Gruppe, stark sensibilisierter Achtsamkeit und Selbstverantwortung aller Teilnehmer zu empfehlen.
Embodiment
(▶️Video) Wenn es die räumlichen Bedingungen zulassen, kann die Gruppe auch innerhalb des Kreises einen Körperraum öffnen. Am besten mit einem weichen Teppich oder Klappmatratzen als Unterlage. Dann kann Bewegung und Berührung und der ganze Körper eingeladen werden als Ausdrucksmittel, um zu teilen. Es ist dann jedem, der teilt, freigestellt, wann sie oder er in die Mitte geht und den Körperraum für sich nutzt und wann sie sich wieder auf ihren Platz setzt. Es kann explizit Berührung angefragt oder angeboten werden. Das mit Einschließen des ganzen Körpers durch Bewegung und Gestik erleichtert oft, das in Kontakt kommen mit den eigenen Gefühlen. Berührung und gehalten sein, kann den Zugang zu tiefen Gefühlen öffnen und das nötige Vertrauen zum Teilen von besonders herausfordernden Themen herstellen.
Gehaltene Erzählung
(▶️Video) Bei der gehaltenen Erzählung möchte eine Teilnehmerin (Anna) in intensiven Körperkontakt mit einem oder einigen Teilnehmern gehen, um aus dieser körperlich “gehaltenen” Situation heraus (ein Anliegen) zu erzählen. Dabei gestaltet Anna auf welche Art von wem sie gehalten werden möchte und die Anfragen, die Anna stellt, werden im Rahmen von Wohlwollen, Unterstützungsbereitschaft, Freiwilligkeit und Selbstverantwortung von den Teilnehmern der Gruppe umgesetzt. Ziel ist es dabei, für die Erzählung einen betont geschützten Raum mit sinnlich erfahrbarer Unterstützung für Anna herzustellen. Es ist ein besonders schöner und gehaltener Raum, falls Tränen fließen. Dieses Format kann besonders intensiv werden und ist deshalb nur bei erhöhter Achtsamkeit und Selbstverantwortung aller Teilnehmer zu empfehlen.
Energetischer Fokus
(▶️Video) Die Basis bildet unser normales Format “Erzählzeit mit Feedback”. Zusätzlich bekommt die Moderatorin die Aufgabe, die Aufmerksamkeit der Gruppe dorthin zu lenken, wo emotionale Intensität entsteht. Sie kann den gewohnten Fluss unterbrechen und gezielt nachfragen, wenn sie spürt, dass jemand besonders stark emotional resoniert. Auch hier gilt wieder eine potenzialorientierte Grundhaltung der Moderation.
Feedback
(▶️Video) Feedback geben in Encounter-Gruppen ist ein zentrales Element des Prozesses. Bei Teilnehmern mit geringer Encounter Erfahrung herrscht oft eine gewisse Unsicherheit, auf welche Art und Weise Feedback gegeben werden soll oder kann. Generell gilt, dass jede Encountergruppe auf Dauer ihre eigene Feedbackkultur entwickelt und es hierfür keine allgemeingültigen Antworten gibt. In diesem Feedback Format legt die Gruppe besondere Aufmerksamkeit auf das Thema Feedback und handelt mit höherem zeitlichen Aufwand die Bedingungen aus, in denen Feedback gegeben werden soll und lassen sich auch Raum um Feedback zum gehörten Feedback zu geben. In diesem Format findet eine Sensibilisierung zu dem Thema Feedback statt und es können Grundlagen erworben oder vermittelt werden.
Fragen statt erzählen
(▶️Video) Anstatt selbst den Erzählfluss zu gestalten, lässt die Erzählende (Anna) sich von den Fragen der anderen Teilnehmer inspirieren oder leiten. Die Teilnehmer versuchen dabei achtsam, Anna emotional herauszufordern und Fragen zu stellen, die Anna vielleicht an ihre Grenzen bringt und Anna geht in Selbstverantwortung und erzählt nur, was sich für sie stimmig anfühlt. Alle miteinander nehmen eine potenzialorientierte Grundhaltung ein und versuchen, den Prozess intensiv zu gestalten. Eine lockere Plauderrunde ist dabei nicht das Ziel und kann leicht entstehen, wenn die Fragensteller es sich zu einfach machen. Hier liegt relativ viel Verantwortung bei den Teilnehmern, gute Fragen zu stellen, die Anna sanft an ihre emotionalen Themen führt. Im Unterschied zum heißen Stuhl ist dieses Format besonders gut geeignet, wenn die Erzählende nicht an ihre Emotionen oder Themen heranzukommen scheint, z. B. in der Erzählrunde.
Kuschel Encounter
(▶️Video) In diesem Format gehen die Teilnehmer bereits zu Beginn der Session in Körperkontakt und kuscheln sich zusammen. Mit einem Kuschelhaufen eine Encountersession zu starten, kann ganz wesentlich zur Vertrauensbildung beitragen. Bei Unsicherheit bei Berührung hilft es, kurz verbal zu fragen, ob gerade Körperkontakt erwünscht ist. Oft ist die eigene Intuition und nonverbale Kommunikation ein wirksamer Orientierungsgeber, mit wem welcher Körperkontakt gerade stimmig sein mag. Jeder Teilnehmer ist dabei selbstverantwortlich und gestaltet die Situation so, dass es sich stimmig anfühlt. Auch das Lösen von einmal eingegangenen Körperkontakt spielt eine wichtige Rolle. Wichtig ist im Vorfeld, oder zwischendurch erneut transparent zu machen, wer generell Körperkontakt wünscht und wer nicht. Im Vorfeld die Teilnehmer auf die Möglichkeit wertschätzend “Nein Danke” zu sagen, vorzubereiten, schafft zusätzliche Sicherheit. Bei Gruppen, in denen die Teilnehmer sich noch wenig kennen, gibt es die Möglichkeit im Vorfeld ein Ampelsystem (Aussprechen von “rot”, “gelb” und “grün”) zu vereinbaren, um Spielregeln zum Eingehen und Lösen von Berührung klarzustellen.
Verbundenheit & Autonomie
(▶️Video) Verbundenheit und Autonomie sind rund um Beziehungsthemen immer wiederkehrende Themen in Encountergruppen. Bei diesem Format versuchen wir in uns diese beiden Anteile zu spalten: den Verbindung suchenden Anteil und den Autonomie suchenden Anteil. Bevor wir dann zu erzählen beginnen, sagen wir an, aus welchem Anteil heraus wir als Nächstes sprechen wollen. Oft erzählen wir dann zwei sehr verschiedene Versionen ein und derselben Geschichte und erhalten dabei überraschende Einsichten in unser eigenes Gefühlsleben und Dasein. Das absichtliche Übertreiben von Autonomie- oder Verbundenheitsaspekten unserer Persönlichkeit legt dabei Ebenen frei, die sonst durch den ewig notwendigen Kompromiss aus Verbundenheit und Autonomie unsichtbar bleiben.
Im Hier und Jetzt
(▶️Video) Ein klassisches Encounter Format (auch Circling genannt) aus den 70ern vom Begründer der humanistischen Psychologie, Carl Rogers, der auch wegweisende Bücher wie “Encountergruppen” geschrieben hat. Bei diesem Format gilt, wir erzählen ausschließlich, was jetzt im Moment gerade bei uns emotional präsent ist. Wir erzählen von Körperempfindungen und muten uns den anderen zu so, wie wir gerade im Moment sind. Es handelt sich um ein betont gruppendynamisches Format, in dem im Verlauf die Teilnehmer zunehmend direkter aufeinander reagieren. Auch schon kleinste, innere Regungen können verbalisiert werden und werden wieder zu Anlässen für Reaktionen anderer. Dieser Prozess lebt von dem Mut, sich zu zeigen, sich den anderen zuzumuten, Initiative, Wohlwollen, Achtsamkeit und Selbstverantwortung.
Dyaden Meditation
(▶️Video) Eine Dyaden Meditation ist eine großartige Einladung zur Selbsterforschung und gleichzeitig eine gute Übung in empathischer Präsenz. Mithilfe ausgewählter Fragen, dein Blick ganz nach innen zu richten und einfach zu erforschen, was dich gerade bewegt, was taucht auf?
Die Dyaden Meditation wird in zweier Gruppen durchgeführt, es wird mehrere Runden geben, in denen abwechselnd jeweils immer eine Person forscht und die andere Person aufmerksam zuhörend den Raum hält.