Dies ist ein Beispiel für das lebendige Regelwerk und die DNA einer Gruppe , das wir für die in etwa 6 Monaten geplante Gruppengründung begleitend verwenden, um gemeinsam herauszufinden, welche Werte, Regeln und Prozesse wir dann als Gruppe miteinander leben wollen.
Dieser DNA Text dient als konkreter Vorschlag von (Namen Gründerteam) und als Quelle der Orientierung, was hier genau für eine Gruppe entstehen soll. Alle zu den fortlaufenden Sessions eingeladenen sind aufgefordert, hier mit Kommentaren inhaltlich mitzugestalten. Ziel ist es, dass sich über einen Zeitraum von etwa 6 Monaten hinweg eine Gruppe von etwa 10 Menschen finden, die das, was dann in diesem Text steht, gerne so miteinander leben wollen. Also sowohl die Menschen, die zueinander passen, sollen sich finden, als auch die Regeln, die zu dieser Konstellation passen, sollen entstehen. Das ist ein ganzheitlicher Prozess, angestoßen und moderiert vom Gründerteam.
Dieser Text hat zwei Teile:
- Die DNA-Grundsätze, das ist der eher allgemeine, visionäre Teil, vergleichbar mit einem Grundgesetz, das dem Ganzen einen Rahmen gibt und der eher selten geändert werden soll.
- Die DNA-Spielregeln, die konkrete, praktische Details des Prozesses definieren, die gerne auch mal spontan von der Gruppe angepasst werden können.
DNA Grundsätze
Worum es in dieser Gruppe geht
Suchst du nach einem Ort, an dem du Spaß haben, wirklich du selbst sein kannst, wächst, tiefe Verbindungen knüpfst und dich lebendig fühlst? Genau dafür starten wir diese Gruppe! Dieser Text hilft uns dabei, uns miteinander abzustimmen. Es ist kein trockenes Regelwerk, sondern ein bunter Bauplan für unseren lebendigen Organismus, unsere Gruppe.
Stell dir diese entstehende Gruppe wie ein Lebewesen vor. Sie braucht klare Grenzen, um zu wissen, wer dabei ist, wer nicht und worum es bei uns geht. Und damit du sein kannst, wie du bist und weiter wachsen kannst, ist die Gruppe genau darauf vorbereitet. Sie wächst mit dir, mit uns, wie ein lebendiges Wesen mit.
Wir wollen unser Potenzial entfalten. Die Teilnahme an dieser Gruppe soll sich wirklich lohnen und für jeden Einzelnen von uns einen eigenen, spürbaren Wert haben. Dieser Wert soll vor allem auf diesen drei Ebenen entstehen:
- Durch intensives, emotionales Erleben.
- Durch eine tiefgreifende Entwicklung unserer unterschiedlichen Persönlichkeiten.
- Durch den Aufbau von freundschaftlichen, emotionalen Verbindungen.
Wie machen wir das? Der Mut zu ehrlichem, authentischen Ausdruck
Der Kern unserer Gruppe ist ein einfaches Encounter Gesprächsformat, bei dem wir regelmäßig, etwa alle 2 Wochen, zusammen in einem unserer Wohnzimmer zusammen im Kreis sitzen und tiefe Gespräche miteinander führen.
Wir begegnen uns. Wir schenken einander unsere aktive Aufmerksamkeit. Und wir zeigen uns, so wie wir sind, hauptsächlich, indem wir aussprechen, was wirklich unter der Oberfläche in uns vorgeht.
Das funktioniert am besten mit einer bestimmten inneren Haltung:
- Vertrauen: Es beginnt mit einem "Vertrauensvorschuss". Du solltest bereit sein, dich ein kleines Stück zu öffnen, damit die Magie beginnen kann.
- Verletzlichkeit und Offenheit: Wir brauchen die Bereitschaft, uns verletzlich zu zeigen, offen zu sein und die anderen an uns heranzulassen.
- Authentizität und Ehrlichkeit sind das Fundament, auf dem alles andere ruht.
Hier steht die Gefühlsebene im Mittelpunkt. Wie fühlst du dich gerade in deinem Leben, mit den Menschen, die dir gerade wichtig sind? Und, ganz entscheidend: Wie fühlst du dich gerade hier, mit uns und jedem einzelnen in der Gruppe? Keine einfachen Fragen, aber mit ehrlichen Antworten auf diese Fragen, öffnet sich oft ein wertvoller Raum.
Unsere Gruppe "lebt": Energie, Spannung und Wachstum
Wir sehen die Gruppe als ein energetisches Gebilde. Sie braucht "Nahrung", um zu überleben.
Diese Nahrung ist die kontinuierliche Teilhabe, Aufmerksamkeit und Zuwendung von allen Mitgliedern. Jeder muss ein gewisses Maß an Energie investieren in Form von Teilhabe am Gruppenprozess. Wer das nicht (mehr) tut, verlässt die Gruppe automatisch wieder. So stellt der Gruppenprozess sicher, dass die Voraussetzungen für Lebendigkeit erfüllt bleiben.
Der Lebenszyklus der Gruppe
Am Anfang steht die Kennenlernphase, auf die die Gründung folgt. Es findet sich eine Gruppe von Menschen, die sich auf eine gemeinsame DNA einigen und einlassen. Sobald die Gruppe sich gründet, beginnt sie zu "leben", und der intensive Begegnungsprozess startet.
Wenn Unterschiede sichtbar werden (Polarisierung)
Früher oder später wird es passieren: Unterschiede zwischen den Menschen treten zutage, Meinungsverschiedenheiten oder das Gefühl, dass manche nicht gut zueinander passen.
Das ist kein Scheitern. Das ist der Start eines ganz normalen Prozesses. Wir nennen es "Polarisierung". Dieser Prozess macht die Unterschiede der Teilnehmer transparent, die zu Reibung führen. Er hilft, die am wenigsten kompatiblen Mitglieder langfristig und behutsam voneinander zu "trennen".
Wir versuchen nicht, einen Konsens zu erzwingen und alle auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. Im Gegenteil: Die Unterschiede sollen sichtbar werden und in diesen Prozess einfließen.
Wenn wir wachsen und uns teilen (Zellteilung)
Wenn die Spannungen, die Meinungsverschiedenheiten oder auch einfach die Gruppengröße ein bestimmtes Maß überschreiten, passiert etwas Bereinigendes: die "Zellteilung".
Das ist eine kurze Phase, in der wir die angesammelte Spannung gezielt nutzen, um zwei neue, unabhängige Gruppen zu schaffen. Jede dieser neuen Gruppen ist dann in sich stimmiger und harmonischer.
Das ist unser Weg, um Lebendigkeit zu sichern, indem wir wieder Harmonie schaffen. Wir unterdrücken Konflikte nicht, indem wir alle Mitglieder zur Einigung zwingen. Wir lösen die drängendsten Konflikte auf, indem wir neue, lebensfähige Gruppen bilden und Raum für Unterschiedlichkeit schaffen.
Das Ziel dabei ist es, eine vielfältige Landschaft von Encountergruppen entstehen zu lassen, die die tatsächliche Unterschiedlichkeit der Menschen in einer großen, wachsenden Gemeinschaft abbildet.
Deine Verantwortung: Wie du die Gruppe lebendig hältst
Jedes Mitglied trägt Verantwortung.
1. Du bist ein Teil des Immunsystems der Gruppe
Du solltest die DNA kennen und den lebendigen Organismus, den Gruppenprozess, aktiv schützen, wie ein Immunsystem. Wenn du merkst, dass etwas die Lebendigkeit der Gruppe einschränkt oder gar bedroht (z.B. Unehrlichkeit, Egoismus oder Machtmissbrauch), ist es deine Aufgabe, das für alle transparent zu machen.
2. Mache deine Bedürfnisse sichtbar
Wenn du mit Teilen der DNA (den Regeln) oder mit anderen Personen unzufrieden bist, solltest du das offen sagen. Deine "Unzufriedenheit" ist kein Störfaktor, sondern wichtig für die Orientierung der Gruppe und auch möglicherweise Antrieb für die Polarisierung und damit für die Weiterentwicklung der Gruppe.
3. Investiere deine Energie
Jeder muss ähnlich viel Energie einbringen – sei es durch Teilhabe am Gruppenprozess, durch Organisation oder Moderation. Das Gerechtigkeitsempfinden aller, was die Aufwände angeht, spielt hier eine wichtige Rolle.
4. Zeige Solidarität bei der Zellteilung
Wenn sich die Gruppe teilt, ist das Ziel nicht, unliebsame Mitglieder loszuwerden. Es wäre traurig, wenn eine der beiden neuen Gruppen "sterben" müsste. Der Prozess erfordert Zusammenhalt auch über Interessensunterschiede und Konflikte hinweg - Solidarität. Wir wollen es irgendwann alle miteinander schaffen, aus einer polarisierten Gruppe zwei lebendige, in sich stimmige Gruppen entstehen zu lassen. Das bringt uns Sicherheit für nachhaltige Lebendigkeit eines Gruppenprozesses und damit Verbindung zu den Menschen, die uns vielleicht einmal sehr ans Herz wachsen werden.
5. Respektiere die Rollen
Die DNA definiert klare Rollen. Der "Organisator" investiert zum Beispiel mehr private Energie in den Gruppenprozess als andere. Dafür erhält er mehr Gestaltungsrecht bei sensiblen Themen (z.B. Gäste, Moderation, Start der Zellteilung). Das müssen alle respektieren.
Wenn du mit einer Entscheidung des Organisators nicht einverstanden bist, starte keinen Machtkampf. Mache den Konflikt stattdessen transparent – er wird so zur konstruktiven "Polarisationsmasse".
Unser Ziel: Ein synergetisches Fließgleichgewicht
Wir versuchen alle, ganzheitlich und "synergetisch" denken. Das heißt: Wir versuchen, alle mitzunehmen, ihre Bedürfnisse zu hören und Lösungen zu finden, die für alle tragfähig sind. Der Organisator achtet besonders darauf, dass egoistische Einzelinteressen zu ganzheitlichen Entscheidungen zusammengeführt werden und nicht die Gruppe zerreißen.
Das finale Ziel ist die gemeinsame Herstellung von Vitalität – von purer Lebendigkeit.
Dafür braucht es ein "angemessenes Maß" an Energie-Investition von jedem. Nicht zu viel, sonst sind wir überfordert. Nicht zu wenig, sonst schläft die Gruppe ein.
Wenn wir dieses ideale Gleichgewicht finden – eine Balance aus Lebendigkeit, Entwicklung und Verbindung – führt das zu einer gesunden "Zellteilungsfrequenz" (z.B. alle ein bis zwei Jahre).
Das ist gut für alle: Es bringt Vielfalt in die Welt und gibt jedem von uns indirekt mehr Sicherheit, weil wir wissen, dass es konkrete Alternativen für uns gibt.